Die Fortbewegung der Pferde (Pferdegangart) hat sich im Laufe von Millionen von Jahren an die Umwelt und die körperlichen Veränderungen der Pferde angepasst. Die Veränderungen der Körpergröße sowie die Entwicklung der Hufe ermöglichten es den Pferden, sich schneller fortzubewegen.
Die Pferdegangart ist natürlich und menschengeprägt
Aufgrund der Veränderung der Vorder- und Hinterbeine entwickelte sich der Laufapparat zu einem federnden und elastischen System. Die Eigenschaft der Pferdebeine, sich schwungvoll zu bewegen, ermöglicht es ihnen, schnell zu fliehen.
Die Fortbewegung dient nicht nur dem Zweck der Flucht, sondern auch der Suche nach Futter, Wasser usw. in der Umgebung.
Der Hals, die Wirbelsäule, das Gleichgewichtsorgan und der Gleichgewichtssinn im Innenohr sind bei der Fortbewegung nicht nur von Bedeutung, sondern müssen auch miteinander kooperieren. Die Anatomie der Pferde ist auf eine gehende und laufende Fortbewegung ausgelegt, da die Wirbelsäule relativ steif ist. Ein Pferd wird versuchen, Hindernissen auszuweichen, bevor es über sie springt.
Die Wirbelsäule kann sich nicht aufwölben, ohne dass es für das Pferd unangenehm ist. Die meisten Pferde, die im Springsport tätig sind, haben schon im frühen Alter Probleme mit dem Rücken und deshalb laufen sie mit steifen Hinterbeinen. Das kann zu Gelenksproblemen führen, da die Pferde durch ihren steifen Gang ihre Gelenke anders abnutzen, als es die Natur erlaubt.
Es gibt nicht nur eine Pferdegangart
Pferde bewegen sich typischerweise mit Schritt, Trab oder Galopp fort. Dies sind die wichtigsten Pferdegangarten, die von jedem Individuum gezeigt werden können. Zwei weitere Fortbewegungsmuster unterscheiden sich von den Hauptgangarten. Diese Bewegungsabläufe werden als Tölt und Passgang oder Rennpass bezeichnet. Es gibt auch Pferdegangarten, die als Rack oder Running Walk beschrieben werden.
Die verschiedenen Gangarten werden im Pferdesport in drei verschiedene Gruppen eingeteilt, die sich in der Geschwindigkeit unterscheiden. Zum Beispiel entsteht der Arbeits-, Mittel- und verstärkte Schritt, der Trab oder der Galopp.
Pferdegangart -Schritt
Schritt bezeichnet die langsamste Pferdegangart, mit der sie sich überwiegend fortbewegen. Dabei entsteht der Vier-Takt, bei dem immer zwei Hufe den Untergrund berühren.
Die Pferde treten mit dem rechten Vorderbein und dem linken Hinterbein auf, wobei das linke Vorderbein und das rechte Hinterbein den Untergrund nicht berühren. In der Luft schwebende linke Vorderbein und rechte Hinterbeine werden nach vorne geschoben, bis sie sich vor den stehenden Beinen befinden und abgesetzt werden. Wenn das linke Vorderbein vor dem rechten Vorderbein steht und das rechte Hinterbein sich vor dem linken Hinterbein befindet, hebt das Pferd das rechte Vorderbein und das linke Hinterbein vom Boden ab, um diese wieder vor die stehenden Beine zu setzen.
So entsteht eine diagonale Abfolge der Beine, bei der sich ein Vorderbein zusammen mit dem gegenüberliegenden Hinterbein nach vorne bewegt. Bei dem Schritt entsteht keine Schwebephase, da sich immer zwei Hufe oder Pfoten auf dem Untergrund befinden und erst angehoben werden, wenn die diagonalen Hufe oder Pfoten den Untergrund fast berühren. Bei den Pferden sollte mit dem Hinterhuf in die Spur des vorderen Hufs oder sogar darüber treten.
Pferde nutzen den Schritt, um Nahrung zu suchen, zur Wasserquelle zu wandern, sich an einen anderen Ort zu begeben, eine Weide zu wechseln, sich beim Fressen langsam fortzubewegen usw.
Manche Pferde, zeigen eine Schrittabfolge, bei der die Beine auf derselben Seite fast gleichzeitig angehoben und nach vorne geführt werden. Dieses Fortbewegungsmuster wird von Pferden mit Verspannungen oder Schmerzen dargestellt. Eine fehlerhafte Einwirkung des Reiters bei der Zügelführung kann zu einem Fehler in der Pferdegangart führen, wenn mit viel Kraft am Zügel gegengehalten, aber mit dem Schenkel stark getrieben wird, um das Pferd gegen seinen Willen an den Zügel zu stellen. Solche Bewegungsmuster sind unerwünscht und sollten untersucht und beseitigt werden.
Pferdegangart -Trab
Der Trab ist eine schnelle Pferdegangart, er wird zum schnellen Ortswechsel, zum Spielen, während eines Imponierens, bei Auseinandersetzungen oder anderen Situationen verwendet. Er ist eine schwungvolle und imposante Gangart.
Pferde bewegen sich im Trab diagonal, indem zum Beispiel das rechte Vorderbein zusammen mit dem linken Hinterbein angehoben und nach vorne geschoben wird. Das Pferd stößt sich mit den Beinen am Boden ab, wodurch es für kurze Zeit in der Schwebephase verbleibt. Die Schwebephase ist der Zeitraum, in dem kein Huf den Boden berührt. Nachdem die Pferde die Schwebephase durchlaufen haben, kommen sie mit dem linken Vorderbein und dem rechten Hinterbein auf die Erde zurück. Ein kurzer Moment nach dem Aufkommen federt das Gelenk wieder ab, wodurch sich das rechte Vorderbein und das linke Hinterbein wieder nach vorne bewegen. Durch das gleichzeitige Auftreffen des Vor- und Hinterbeines auf den Boden entsteht ein Zwei-Takt.
Der Trab kann in verschiedenen Geschwindigkeiten ausgeführt werden.
Einige Pferde zeigen bei Auseinandersetzungen, Spielen oder nervösen Zuständen eine Geschwindigkeit, die mit der eines Galopps vergleichbar ist und als sogenannter Renntrab bezeichnet wird.
Die Beine werden dabei stark nach vorne gestreckt und kräftiger vom Untergrund abgestoßen, wodurch die Länge der einzelnen Schritte und die Weite der Schwebephase verlängert werden. Durch die schnelle Beinbewegung und die kraftvolle Vorwärtsbewegung kann eine hohe Geschwindigkeit erreicht werden.
Pferdegangart -Galopp
Der Galopp ist eine schnelle Pferdegangart, die in der Natur nur wenig gezeigt wird und einen Drei-Takt darstellt. Es wird zwischen Links- und Rechtsgalopp unterschieden, was nur im Reitsport eine Rolle spielt.
Beim Rechtsgalopp tritt das Pferd mit dem linken Hinterbein zuerst auf. Danach folgt das rechte Hinterbein, das gleichzeitig mit dem diagonalen linken Vorderbein den Untergrund berührt. Beim Aufkommen des rechten Hinterbeins und des linken Vorderbeins hebt das Pferd das linke Hinterbein vom Boden ab.
Das Pferd stößt sich mit dem rechten Hinterbein und dem linken Vorderbein vom Untergrund ab, wodurch es auf das rechte Vorderbein abrollt. Dabei befinden sich das rechte und das linke Hinterbein sowie das linke Vorderbein in der Luft, wodurch nur mit dem rechten Vorderbein der Boden berührt wird. Mit dem rechten Vorderbein stößt sich das Pferd wieder mit einem kräftigen Stoß vom Untergrund ab, wodurch es sich in einer Schwebephase befindet, bis es mit dem linken Hinterbein wieder aufkommt und sich über das rechte Hinterbein und dem diagonalen linken Vorderbein und dem folgenden rechten Vorderbein bis zur Schwebephase abrollt.
Bei dem Linksgalopp läuft die Bewegungsfolge genau andersherum ab.
Ein Pferd kann mit der Pferdegangart Galopp eine Geschwindigkeit bis zu 70 km/h erreichen. Dieses Tempo kann es, je nach Kondition, eine bestimmte Zeit halten.
Beim Spielen mit anderen Herdenmitgliedern wird überwiegend ein normales Tempo gezeigt, wobei ein langsamer Galopp dargestellt wird.
Galoppieren Pferde infolge einer Auseinandersetzung, schwankt das Tempo, je nach Notwendigkeit, zwischen einem normalen bis schnellen Galopp.
Manche Pferde zeigen beim Galoppieren einen Vier-Takt und berühren den Untergrund mit den Beinen nacheinander. Sie kommen mit dem linken Hinterbein auf und rollen sich über das rechte Hinterbein auf das diagonale linke Vorderbein. Dabei kommt das linke Vorderbein nicht zur gleichen Zeit mit dem rechten Hinterbein auf.
Danach folgt das rechte Hinterbein, das gleichzeitig mit dem diagonalen linken Vorderbein den Untergrund berührt. Beim Aufkommen des rechten Hinterbeins und dem linken Vorderbein wird das linke Hinterbein vom Untergrund abgehoben. Danach folgt das Aufkommen und Abstoßen mit dem rechten Vorderbein, bis sich das rechte und linke Hinterbein sowie das linke Vorderbein vom Untergrund abheben. Beim Linksgalopp ist der Ablauf nicht anders, nur dass die Pferde mit dem rechten Hinterbein aus der Schwebephase aufkommen.
Solche Bewegungsabläufe im Galopp werden als Taktfehler bezeichnet und können durch eine hohe Geschwindigkeit, eine Verspannung oder Gelenkprobleme verursacht werden. Diese können mit Schmerzen oder Ähnlichem verbunden sein. Die Pferdegangart kann durch einen fehlerhaften Einfluss des Reiters beeinflusst werden.
Eine weitere unerwünschte Pferdegangart im Reitsport ist der Kreuzgalopp. Das Pferd zeigt beim Kreuzgalopp ein Muster, das dem Rechtsgalopp mit den Vorder- und dem Linksgalopp mit den Hinterbeinen entspricht. Dieses bedeutet, dass ein Pferd im Kreuzgalopp mit dem linken Hinterbein aufkommt, sich auf das rechte Hinterbein abrollt und zur gleichen Zeit nicht mit dem diagonalen linken Vorderbein, sondern mit dem rechten Vorderbein aufkommt. Aufgrund dessen rollt das Pferd über das linke Vorderbein ab und geht dann in die Schwebephase, bis es wieder mit dem linken Hinterbein aufkommt. Bewegungsmuster wie dieses werden oft von jungen Pferden unter dem Reiter gezeigt, da sie noch nicht die Balance mit dem Reiter gefunden haben.
Pferde können Links- oder Rechtshänder sein, und so kommt es vor, dass ein Pferd, welches bevorzugt im Rechtsgalopp galoppiert, in einer Kurve in den Kreuzgalopp umspringt. Ein erfahrener Reiter kann einen Kreuzgalopp durch gezielte Gymnastik vermindern oder sogar ausschließen.
Pferdegangart -Tölt
Tölt ist eine Pferdegangart, die dasselbe Bewegungsmuster wie der Schritt zeigt, wobei die Beine höher angehoben werden. Die Geschwindigkeit in der Pferdegangart Tölt variiert zwischen ca. 6, 5 und 45 km/h. Die Gangart wird hauptsächlich von den sogenannten Gangpferden, wie zum Beispiel dem Isländer, dem Saddlebred Horse, dem Paso fino, gezeigt.
Pferdegangart-Passgang
Diese Pferdegangart wird hauptsächlich von Gangpferden gezeigt, wie zum Beispiel dem Isländer und dem Paso peruano. Die Pferde bewegen ihre Beine auf einer Seite fast gleichzeitig nach vorn, wobei das vorgeschobene Hinterbein den Untergrund zunächst berührt. Mit den Beinen auf der einen Seite stoßen sich die Pferde schwungvoll ab, wodurch sie in eine Schwebephase kommen, bevor sie mit dem Hinter- und Vorderbein der gegenüberliegenden Seite aufkommen, sich abstoßen und wieder in eine Schwebephase kommen. Dabei kann ein Pferd mit der Pferdegangart Passgang eine Geschwindigkeit wie beim Trab von etwa 10 bis 15 km/h erreichen.
Weitere Bewegungsmuster
Das Rückwärtsgehen
Oft wird beim Spielen oder während einer Auseinandersetzung mit anderen Lebewesen das Rückwärtsgehen beobachtet, um einem Ausschlagen, einer Drohung, einem Biss oder Kratzen auszuweichen. Pferde bewegen sich in Sackgassen oder anderen beengten Orten rückwärts, um sich in eine andere Richtung zu bewegen. Somit ist das Rückwärtsgehen eine natürliche Bewegung.
Die Kehrtwendung
Auch die Kehrtwendung oder der Seitengang, der starke Galopp, die im Reitsport erwünschte Piaffe oder andere imposante Bewegungen, welche in dem Dressursport gezeigt werden, stellen natürliche Bewegungsabläufe dar. Diese werden Pferden während des Spielens, einer Auseinandersetzung oder bei dem Imponiergehabe dargestellt, um auszuweichen, zuzugehen oder mit seiner Bewegung zu beeindrucken.
Die Bewegungsabläufe, die mit Tempo, kräftigen aber kurzen Schritten und hoher Beinaktion stattfinden, werden von Hengsten hauptsächlich zur Paarungszeit dargestellt, womit sie die rossigen weiblichen Individuen beeindrucken, aber auch anderen männlichen Individuen ihre Dominanz demonstrieren wollen. Wegen ihrer Neigung, sich zu präsentieren, werden die Hengste bevorzugt im Dressursport ausgebildet, da die imposanten Bewegungen ohne viel Mühe mit bestimmten Hilfen ausgelöst werden können.
Bewegungen für die Kommunikation
Bewegungen können nicht nur zur Fortbewegung, sondern auch zur Kommunikation verwendet werden. Die Kommunikation mithilfe von Bewegungen ist für die Tiere von großer Bedeutung. Anhand von Beobachtungen konnte festgestellt werden, dass in einer Herde die hektische Bewegung eines Tieres ausreicht, um bei anderen Herdenmitgliedern eine ähnliche Reaktion oder eine sofortige Flucht hervorzurufen. Wenn ein Pferd mit hohem Tempo zu galoppieren beginnt, laufen in den meisten Fällen alle Herdenmitglieder hinter diesem her.
Mit Hilfe einer Bewegung kann ein anderes Pferd zum Spielen animiert, eine Auseinandersetzung hervorgerufen oder umgangen und zum Ortswechsel aufgefordert werden.
Schwimmen
Eine weitere Bewegung, die man ausführen kann, ist das Schwimmen. Ein schwimmendes Pferd zeigt ein Bewegungsmuster, das dem Traben sehr ähnlich ist. Die Pferde heben ihren Kopf, um zu vermeiden, dass ihre Nase oder Nüstern, Augen und Ohren unter die Wasseroberfläche gelangen. Diese Fähigkeit haben sie bereits vor Millionen von Jahren erlernt, um bei Wanderungen zu anderen Nahrungsquellen Gewässer zu durchqueren. Dies ermöglichte es den Pferden, auch Futterplätze zu erreichen, die durch einen Fluss abgegrenzt wurden, und sie konnten Zeit einsparen, da sie nicht tagelang um das Gewässer laufen mussten.
Schwimmen ist nicht bei allen Pferden beliebt und wird von vielen Pferden verweigert, wenn sie den Untergrund des Gewässers nicht sehen können. Die eigene Beobachtung zeigte, dass ein Pferd nicht durch eine 10 cm tiefe Pfütze ging, wenn diese trübe und der Untergrund nicht erkennbar war.
Das Pferd marschierte durch kleine Flüsse und bewegte sich ohne Schwierigkeiten im Meer oder in einem See, solange es den Untergrund klar erkennen konnte. Man geht davon aus, dass die Pferde den Untergrund sehen wollen, um die Tiefe zu ermitteln, die Beschaffenheit zu prüfen, um ein Einsinken zu vermeiden oder sogar nach Tieren Ausschau halten, welche ihnen Schaden zufügen könnten.
Das Bewegungsverhalten der Pferde
Welche Zeiträume die Pferde sich mit den unterschiedlichen Bewegungen beschäftigen, ist abhängig von unterschiedlichen Faktoren wie zum Beispiel der Umgebung, der Jahreszeit, dem Nahrungsangebot, dem Alter und der Strecke zum Wasser.
Die Pferde bewegen sich je nach Jahreszeit in den frühen Morgenstunden, in der Mittagszeit, in den Abendstunden oder in den Nachtstunden. Es konnte beobachtet werden, dass die Hengste sich mehr bewegten als die Stuten, weil sie ihre Herde zusammenhalten und vor Eindringlingen schützen oder die rossigen Stuten zur Paarung animieren wollten. Je größer die Herde ist, desto mehr Bewegung zeigt eine Herde an. Trotz der festgelegten Rangordnung kommt es zu Auseinandersetzungen.
Junge Pferde bewegen sich über den Tag mehr in einer schnelleren Pferdegangart, wie Trab und Galopp, als es ältere Tiere tun. Die jungen Pferde sind noch sehr verspielt und beschäftigen sich mit anderen jungen Tieren, um einen Platz in der Rangordnung zu erhalten. Ältere Pferde, tragende Stuten oder Stuten mit Fohlen sind in erster Linie auf die Nahrungsaufnahme angewiesen, um ihren erhöhten Energiebedarf zu decken.
Die Fortbewegung umfasst auch das langsame Vorangehen der Nahrungsaufnahme. Die Pferde bewegen sich über einen längeren Zeitraum hinweg, wobei sie kleinere Pausen einlegen und folglich eine geringere Strecke zurücklegen. Die Distanz, die ein Pferd während des Fressens zurücklegt, ist abhängig von der Menge der angebotenen Nahrung und dem Vorhandensein von Wasserstellen. Wenn das Gras hoch und dicht steht, werden die Pferde weniger Meter über den Tag zurücklegen als auf einer Weide, wo nur wenig Gras zur Verfügung steht.
Der Tagesablauf eines Pferdes kann nicht genau bestimmt werden, da es von unterschiedlichen Faktoren abhängig ist. Es ist offensichtlich, dass ein Pferd, das vor einem Individuum flieht, mehr im Galopp laufen wird als ein Pferd, das friedlich auf der Weide grast. Auch die Laufspiele der Pferde mit Trab- und Galoppübergängen können bei klarem, sonnigem Wetter mehr beobachtet werden als bei Regen und Wind. Die Fortbewegung bei Regen und Wind ist höher, wobei der Schritt intensiver beobachtet wird.
Der Bewegungsdrang eines Pferdes ist ein weiterer Grund für die unterschiedlichen Aktivitäten. Wie bei den Menschen auch zeigen die Pferde unterschiedliche Interesse an Aktivitäten. Manche bewegen sich ohne ersichtlichen Grund, suchen nach Spielgelegenheiten oder können nicht lange auf einer Stelle stehen bleiben, während andere Pferde ihre Zeit mit der Nahrungsaufnahme nutzen, das Spielen mit anderen Tieren vermeiden, sowie ausgiebig ruhen. Auch kann es vorkommen, dass ein Pferd mehr Bewegung benötigt, da es in einer Box ohne Auslauf, einem zu kleinen Laufstall mit zu vielen Individuen oder ähnlichen Voraussetzungen gehalten wird.
Um Pferde, die sich nur ungern bewegen, dazu zu bewegen, sich ausreichend zu bewegen, ist es ratsam, die Liege-, Nahrungs- und Wasserstellen auf verschiedene Bereiche zu verteilen. Dadurch werden die Pferde gezwungen, sich zu bewegen, wenn sie Nahrung oder Wasser aufnehmen oder ruhen wollen.
Es konnte festgestellt werden, dass Pferde, die die Möglichkeit haben, eine Weide oder einen Auslauf frei auszunutzen, sich mehr bewegen als Pferde, die in Boxen gehalten und nur stundenweise auf eine Weide oder Auslauf gebracht werden.
Die Fütterung in der Pferdehaltung beeinträchtigt die Bewegungsfreiheit der Pferde. Pferde, die auf der Weide ihre Nahrung aufnehmen, bewegen sich ständig mit langsamen Schritten voran. Werden ausreichend Heu und Stroh sowie zusätzliches Kraftfutter an einem festen Ort angeboten, so ist es für die Pferde nicht notwendig, sich zu bewegen, um ihren Futterbedarf zu decken. Während der Nahrungsaufnahme stehen diese Pferde über Stunden.
Pferde, die in Boxen gehalten werden, haben nur eine kurze Zeit, um ihren Bewegungsdrang zu befriedigen. Aufgrund dessen nutzen diese Pferde die Zeit, die sie zum Bewegen haben. Sie nutzen jede Pferdegangart hauptsächlich aber Traben und Galoppieren, was gerade bei jungen Pferden für den Reiter eine Herausforderung darstellen kann.
Diese Pferde legen in kürzester Zeit eine weitere Strecke zurück, als jene, die auf einer Weide gehalten werden oder in der Wildnis leben.
Um ein Boxenpferd zu bewegen und seinen Bewegungsdrang zu stillen, ist es nicht ausreichend, es für eine Stunde unter dem Sattel und an der Longe zu bewegen. Das Laufenlassen des Pferdes in der Halle oder auf einem Reitplatz, bei dem es in hoher Geschwindigkeit mehrere Meter zurücklegt, genügt nicht. Ein Pferd muss die Möglichkeit haben, sich frei fortzubewegen, wobei es jede Pferdegangart ausführen kann.
Für Pferde kann der Mangel an Bewegung zu verschiedenen Problemen führen. Pferde, die in Boxen gehalten werden, neigen häufig zu Problemen wie Anschwellen der Beine, Übergewicht, steife Körperhaltung und Verspannungen. Die Verletzungsgefahr bei Boxenpferden ist höher als bei Weidepferden, da sie nicht ausreichend aufgewärmt werden, bevor sie in schnelleren Pferdegangarten arbeiten oder über Sprünge getrieben werden.
Das Bewegungsverhalten der Herde
Die Pferdegangart in einer Herde verläuft synchron. Unterschiedliche Stimmungsübertragungen kann nur durch die Pferdegangart beobachtet werden. Es kann beobachtet werden, wie die ganze Herde sich in Bewegung setzt, um dem Pferd zu folgen.
Bei Beobachtungen wurde festgestellt, wie sich eine Pferdeherde beim Grasen fortbewegte. Sie begannen die Nahrungsaufnahme mit einem Abstand von etwa 2 bis 3 Metern zueinander, nachdem sie das Weideland erreicht hatten. Bereits nach kurzer Zeit konnte beobachtet werden, dass sich der Abstand zwischen den einzelnen Herdenmitgliedern vergrößerte und wie sich jedes Individuum während der Nahrungsaufnahme mit langsamen Schritten fortbewegte.
Die Pferde bewegten sich in verschiedene Richtungen, wobei sie sich nicht weiter als 50 bis 60 Meter vom Haupttrupp entfernten. Es wurde festgestellt, dass einige Pferde bevorzugt allein grasten, während andere eher in Gruppen oder mit mehreren Herdenmitgliedern zusammen grasten.
Obwohl die Pferde zum Teil mit großem Abstand zueinander standen, bewegten sie sich gemeinsam in eine Richtung. Die rangniedrigsten Individuen folgen in der Regel den ranghohen.
Ein Pferd, welches einen hohen Rang in der Herde besitzt, entfernt sich langsam und unbewusst von der Herde, um weitere Nahrung zu erhalten. Die anderen Pferde folgen diesem Pferd während der Nahrungsaufnahme, ohne dass sich alle Herdenmitglieder sofort in Bewegung setzen. Die Pferde grasen quasi hintereinander.
Bei der Wanderung zu Orten oder Bereichen, die mehrere 100 Meter entfernt sind, ist dies anders. Die Pferde wandern zusammen hintereinander her, wobei hauptsächlich die gleiche Reihenfolge der einzelnen Individuen beobachtet werden kann. Die Leitstute führt den Zug an, gefolgt von weiteren Pferden mit hohem Rang. Diese Reihenfolge erlaubt es jedoch nicht unbedingt, den Rang aller Herdenmitglieder zu bestimmen.
Die rangniedrigen Pferde bewegen sich überwiegend im hinteren Teil der Herde, wobei es vorkommen kann, dass die Reihenfolge während der Wanderung verändert wird, da einzelne Tiere sich nach vorn drängeln oder nach hinten fallen.
Der Leithengst einer Herde bildet das Ende der Herde, wobei dieser sich seitlich von der Herde nach vorn und hinten bewegt, um die Leitstute in eine Richtung zu treiben. Sobald die Stute die Richtung erreicht hat, in die der Hengst sie geführt hat, nimmt der Hengst seinen Platz am Ende der Herde wieder ein. Auf diese Weise ist der Hengst in der Lage, seine Herde zu beobachten und gleichzeitig das Ziel zu bestimmen.
Bei solchen Wanderungen folgen die Fohlen ihrer Mutter, wobei beobachtet werden konnte, wie die Fohlen als eine geschlossene Gruppe mitten in der Herde marschierten, umschlossen von den Mutterstuten.
Die Pferde bewegen sich hauptsächlich mit der Pferdegangart Schritt, wenn sie nicht vor Gefahren fliehen müssen. Nur selten kommt es vor, dass eine Herde ohne ersichtlichen Grund trabt und galoppiert. Im Laufe der Wanderung werden kleine Pausen eingelegt, welche die Pferde zur Nahrungs- oder Wasseraufnahme nutzen. Bei sehr langen Strecken werden solche Pausen auch zum Ausruhen genutzt.
Das Toben und Spielen der Pferde wird durch ein einzelnes Individuum ausgelöst. In Herden mit jungen Pferden kann das gemeinsame Spielen die Herde in Bewegung bringen, wobei nicht alle Herdenmitglieder daran teilnehmen.
Änderungen des normalen Bewegungsverhaltens der Pferde
Verschiedene Faktoren können das Bewegungsverhalten der Pferde beeinflussen. Dies kann eine unangebrachte Haltung, eine schlechte Erfahrung, eine Infektion, eine Schädigung der Sinnesorgane oder der Nerven sein. Diese Störungen werden oft deutlich, wenn ein Pferd unnatürliche Bewegungsabläufe aufweist oder es vermeidet, sich zu bewegen.
Pferde, die sich in ihrer Umgebung nicht wohlfühlen, zeigen oft Verhaltensstörungen wie das Weben, ein unruhiges Auf- und Abgehen in der Box oder an einem Zaun, sowie das ständige Drehen und Wenden. Beim Weben bewegt sich ein Pferd ständig nach links und rechts, wobei es das Gewicht auf das linke und rechte Bein verlagert und gleichzeitig den Kopf hin und her schwingen lässt.
Diese Bewegungseinschränkungen entstehen durch Einzelhaltung von Hengsten, die allein auf einer Weide gehalten werden oder bei Pferden, die sich in ihrer Umgebung bedroht fühlen und keine Rückzugsmöglichkeit erhalten.
Ein häufiges Phänomen ist das Auf- und Ablaufen an einem Zaun oder einer Boxenwand von Tieren, die aus ihrer gewohnten Umgebung geholt oder von Mutter und Herde getrennt werden. Hengste zeigen dieses Verhalten während der Paarungszeit, wenn sie nicht die Möglichkeit zur Paarung erhalten und sich Stuten auf einer anderen Weide oder in einer Box in ihrer Nähe aufhalten.
Ein Mangel an Nahrungsangebot kann ein Pferd dazu bringen, sein gewohntes Bewegungsverhalten zu ändern. Pferde, die in einem Auslauf gehalten werden, wo ihnen keine Nahrungsaufnahme ermöglicht wird, zeigen unterschiedliche Bewegungsveränderungen. Manche Pferde beginnen, ruhelos umherzulaufen, während andere Pferde träge umherstehen und ihre Bewegung auf das Nötigste beschränken. Pferde können auch dazu neigen, andere Herdenmitglieder von seltenen Unkrautinseln fernzuhalten, die sich auf einem Sandplatz befinden können.
Das Bewegungsverhalten der Pferde verändert sich, wenn unbekanntes Pferd in eine Herde integriert wird oder unbekannte Pferde sich auf der anderen Seite eines Zauns befinden.
Eine Veränderung des Bewegungsverhaltens, bei der die Pferde sich deutlich mehr bewegen als gewöhnlich, ist immer mit Stress verbunden. Ein Pferd kann Verhaltensweisen ausführen, die für eine Person nicht vorhersehbar sind und auf Dauer dem Pferd und der Person Schaden zufügen. Das Verhalten ist eine Reaktion auf unterschiedliche unangenehme Reize, die das Pferd zu vermeiden versucht. In solchen Fällen muss die Ursache ermittelt und beseitigt werden, um weitere Folgen zu vermeiden.
Pferde, die sich weniger als gewöhnlich bewegen, weisen in der Regel eine Erkrankung auf. Pferde sind nicht anders als Menschen oder andere Lebewesen, die Schmerzen haben oder sich unwohl fühlen. Besonders Pferde mit Gelenkerkrankungen, Verspannungen und Wunden werden es vermeiden, sich mehr zu bewegen als sie müssen. Bei einer Infektion oder Vergiftung ist der Organismus der Pferde überfordert und die Tiere haben eher den Drang zu ruhen als zu anderen Aktivitäten. Es ist wichtig, die Ursache für die Störung zu ermitteln und zu beheben, um weitere Probleme zu vermeiden.