Die Prägung der Pferde ist eine besondere Form des Lernens, die nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Das Lernen wird durch Umweltreize wie Objekte, Laute, Gerüche, Futter und Artgenossen gefördert, was zu einer dauerhaften Speicherung der Erfahrungen führt, die dann wie angeborene Instinkte ablaufen.
Die Prägung der Pferde in den frühen Lebensphasen
Die Prägung der Pferde erfolgt in unterschiedlichen frühen Lebensphasen der Pferde. Die Zeitspanne, in der eine Prägung stattfindet, variiert. Beim Neugeborenen liegt die Prägephase auf Objekten, Nahrung und sexueller Prägung bei einer halben Stunde nach der Geburt bis zu zwei Tagen.
Wenn die jungen Pferde in den Prägephasen ihres Lebens keine speziellen Erfahrungen machen können, werden sie im weiteren Leben geringe bis schwerwiegende Defizite aufweisen.
Der Unterschied zwischen Erlerntem und Eingeprägtem besteht darin, dass Erlerntes wieder vergessen werden kann, während Eingeprägtes nicht mehr vergessen wird. Insofern sollten junge Pferde in ihren Prüfungsphasen ausreichend gefördert werden und die Möglichkeit bekommen, soviel Erfahrung wie möglich zu machen, um auf das weitere Leben gut vorbereitet zu sein. Das Lernen ist für das restliche Leben möglich, wobei die Prägung nur in kurzen Abschnitten im Leben stattfindet. Die Phasen der Prägung werden auch als sensible Phasen bezeichnet.
Im Allgemeinen sollte das Pferd so selbstständig wie möglich handeln können, wobei die Erziehung nicht vernachlässigt werden darf und Fehlentwicklungen oder Fehlbildungen vermieden werden sollten. eine Unerwünschte Prägung der Pferde kann nur durch aufwändige Arbeit korrigiert, aber nicht gelöscht werden.
In der Pferdeerziehung können die Prägephasen genutzt werden, um unterschiedliche Signale von vornherein einzuprägen. Dies ermöglicht es, das Zusammenleben zu verbessern und Stress zu vermeiden. Ein Pferd, das in der Prägephase gelernt hat, auf ein bestimmtes Signal an das Tor der Weide zu kommen, wird für den Rest seines Lebens darauf reagieren.
Die wichtigsten Merkmale einer Prägung sind:
- Eine Prägung der Pferde findet nur in einer bestimmten Lebensphase statt und wird daher auch als sensible Phase bezeichnet.
- Die Prägung ist ein natürlicher Lernprozess.
- Eine Prägung, die in der Prägephase nicht stattfindet, ist nicht mehr nachzuholen.
- Gelerntes kann nicht mehr gelöscht werden und wird für den Rest des Lebens bevorzugt. Dadurch werden die eingeprägten Schlüsselreize überwiegend bevorzugt.
- Durch die Prägung wird ein Pferd mit einer bestimmten Reaktion auf ein bestimmtes Signal, einen Reiz oder ein Objekt konfrontiert. Diese Verhaltensweisen werden immer im gleichen Ablauf beobachtet werden.
- Eine natürliche Prägung wird nicht durch Belohnung oder Bestrafung erreicht, sondern durch Versuch und Irrtum.
Die Prägung ist in zwei Bereiche unterteilt. Es besteht eine Prägung auf Objekte und eine motorische Prägung.
Prägung der Pferde auf Objekte
Eine Objektprägung ermöglicht den Fohlen, die eigene Mutter und die eigene Rasse anhand von äußeren Einflüssen kennenzulernen. Durch die Prägung auf ein Objekt wird ein besonderes Verhalten für das weitere Leben geprägt. Die Objektprägung beschreibt alle Zusammenhänge, die von den Pferden wahrgenommen werden können, wie ein Artgenosse oder Nahrung. Die bekannteste Form der Objektprägung ist die sogenannte Nachfolgeprägung von Neugeborenen.
Die Objektprägung von Pferden lässt sich an der Nachfolgereaktion messen. Nach der Geburt hat sich ein Fohlen ein Objekt eingeprägt, dem es in der nächsten Zeit folgen wird. In der Regel wird das Objekt die Mutterstute sein. Die sensible Phase, in der sich die Fohlen das zu folgende Objekt einprägen, ist in den ersten Stunden ihres Lebens.
Wenn das Fohlen nach der Geburt von der Mutterstute getrennt wird, kann es sich nicht auf sie prägen. Das Fohlen wird auf eine Person geprägt, die sich um das Fohlen gekümmert hat, während es in der sensiblen Phase war.
Fohlen können sich nicht nur auf eine Person, sondern auch auf andere Tiere, wie zum Beispiel eine Ziege, ein Schaf, einen Hund oder ein Pferd, prägen. Die Neugeborenen sollten in den ersten Stunden nach ihrer Geburt mehr Zeit mit der Mutter verbringen als mit anderen Tieren oder Personen.
Da ein Fohlen nicht von Geburt an weiß, welcher Art es angehört, wäre es fatal, wenn der Kontakt zum Muttertier gestört würde. Ein Fohlen, das in den ersten Lebensmonaten keinen Kontakt zu anderen Pferden hatte, wird zeit seines Lebens Schwierigkeiten haben, andere Pferde als Artgenossen zu erkennen.
In Versuchen mit verschiedenen Tierarten konnte festgestellt werden, dass es nicht nur ein Lebewesen sein muss, auf das sich ein neugeborenes Tier bezieht. Das Aussehen und die Form sind hierbei nicht von Bedeutung. Neugeborene Tiere nähern sich überwiegend Objekten, die sich in der Nähe befinden und Geräusche von sich geben. In den ersten Stunden nach der Geburt wird die Suche nach einem Objekt beobachtet. Die jungen Tiere folgen in der Regel schon nach wenigen Minuten einem Objekt, wenn dieses überwiegend in ihrer Nähe ist.
Tiere, die nach der Geburt von mehreren Tieren begleitet werden, sind länger auf der Suche nach einem Objekt, dem sie folgen können. Normalerweise werden die Mütter ihre Jungen vor anderen Tieren schützen und diese, falls nötig, aggressiv verteidigen.
Zusammengefasst kann man sagen:
- Die Nachfolgeprägung erfolgt unmittelbar nach der Geburt.
- Die Neugeborenen prägen sich in den ersten Stunden ihres Lebens ein Objekt oder Lebewesen ein, das sich in ihrer Nähe befindet.
- Das Objekt oder Lebewesen muss sich in der Nähe der Neugeborenen befinden und Laute von sich geben.
Die motorische Prägung der Pferde
Es ist die Aufgabe der motorischen Prägung, bestimmte Bewegungsabläufe einzuprägen. Dies wird in den ersten Tagen der Jungen stattfinden und sich im Laufe des Lebens weiterentwickeln, wobei die eingeprägten Bewegungen für den Rest ihres Lebens vorhanden sein werden. Dazu gehören die ersten Schritte im Leben, das Spielen mit Artgenossen, Lautäußerungen, eine Körperhaltung, eine Bewegung oder eine Mimik, wodurch eine spezielle Bereitschaft ausgedrückt werden kann.
Die Prägung der Pferde auf einen Ort
Die Ortsprägung ist eine nicht mehr rückgängig zu machende Form des Lernens, wodurch bestimmte Charaktere einer Umgebung oder eines Ortes verinnerlicht werden. Dadurch erhalten wandernde Tiere die Fähigkeit, Orte oder Umgebungen, die sie in den ersten Lebenswochen kennengelernt haben, jederzeit wiederzuerkennen. Einige Tierarten kehren zum Zeitpunkt einer anstehenden Geburt an ihren eigenen Geburtsort zurück. Es wird angenommen, dass sie sich in den ersten Wochen einen spezifischen Geruch der Umgebung einprägen.
Die Prägung der Pferde auf die Nahrung
Die Bevorzugung bestimmter Nahrungsmittel wird durch eine Prägung vermutet. Es konnte festgestellt werden, dass Pferde überwiegend Nahrung zu sich nehmen, die sie in der frühen Phase ihres Lebens häufiger zu sich nahmen, als die Nahrung, die sie selten oder gar nicht zu sich nehmen konnten. In manchen Fällen reicht eine einmalige Aufnahme von einem bestimmten Nahrungsmittel aus, um ein Pferd dazu zu bringen, für den Rest seines Lebens diese Nahrung zu bevorzugen. Im Beitrag Pferde füttern erfährst du mehr über gesunde Ernährung für Pferde.
Deswegen wird empfohlen, die jungen Pferde in den ersten Lebenswochen abwechslungsreich zu ernähren, um im weiteren Leben nicht auf eine Nahrung fixiert zu sein. Es ist auch möglich, dass Pferde nur eine bestimmte Futtersorte fressen, obwohl die Hauptbestandteile der verschiedenen Futtersorten zu 80 Prozent übereinstimmen. In manchen Fällen können solche Futterspezialisten unter Mangelerscheinungen leiden, da sie nur ein Nahrungsmittel zu sich nehmen wollen, wodurch eine abwechslungsreiche Ernährung erschwert wird.
Die sexuelle Prägung der Pferde
Die sexuelle Prägung ist ein Lernprozess, bei dem sich Pferde an akzeptable Sexualpartner gewöhnen. Die Abweichung der sexuellen Prägung zu anderen Prägungen besteht darin, dass ein längerer Zeitraum zwischen der Prägung auf ein Objekt und der Darstellung spezifischer Verhaltensweisen liegt.
Die sexuelle Prägung findet in den ersten Wochen des Lebens statt, wobei die Geschlechtsreife erst weit nach der sensiblen Phase erfolgt.
Wenn ein Fohlen von einem Menschen aufgezogen wird, ohne dass die Mutter in der Nähe ist, wird das Fohlen nach der Geschlechtsreife den Menschen als Paarungspartner bevorzugen. Auch Hengstfohlen, die in einer Herde aufwachsen, in der nur Hengste vorhanden sind, werden im späteren Leben bevorzugt Hengste als Paarungspartner aufsuchen.
Es kann auch ein besonderes Aussehen bei der sexuellen Prägung eine Rolle spielen. In einem Versuch wurden Pferden künstliche Merkmale verliehen, wodurch sie sich deutlich von anderen Pferden unterschieden. Neugeborene, die mit den manipulierten Pferden aufwuchsen, zeigten ein höheres Interesse an Artgenossen, welche die künstlichen Merkmale trugen.
Die Nachwuchsprägung
Die Prägung der Pferde auf den eigenen Nachwuchs ist extrem wichtig, da in Herden Fohlen für kurze Zeit verloren gehen und von den Müttern getrennt werden können.
Eine Mutterstute nimmt den Geruch ihres Fohlens auf, nachdem sie es kurz nach der Geburt geleckt hat. Die Prägephase dauert nur wenige Minuten, um ein Fohlen zu identifizieren, wodurch der Zugang an das Gesäuge der Mutterstute ermöglicht wird. Wenn eine Stute ein fremdes Fohlen vorlegen kann, wird das fremde Fohlen beleckt und dessen Geruch aufgenommen, wodurch das fremde Fohlen angenommen wird.
Wird ein Fohlen kurz nach der Geburt von seiner Mutter getrennt, kann es sein, dass es von dieser nicht angenommen, sondern verstoßen wird. Es ist wichtig, dass eine Mutter während und nach der Geburt nicht gestört wird, damit die Prägung der Mutter auf ihren Nachwuchs und die Prägung des Nachwuchses auf die Mutter nicht unnötig belastet wird.
Die Fehlprägung
Eine Fehlprägung ist eine Prägung der Pferde, die unnatürliches Verhalten darstellt. Eine Fehlprägung ist unter normalen Bedingungen selten. Zu den Fehlprägungen zählen die Prägung auf Objekte, die nicht zur eigenen Art gehören oder sonderbare Objekte darstellen, sowie die Prägung auf Artgenossen des eigenen Geschlechts und auf Nahrung, die für die Art nicht gewöhnlich oder einseitig ist usw.
Ein Fehler kann entstehen, wenn ein Pferd mehr Kontakt zu den Menschen hat, da es von Hand aufgezogen werden musste und keinen Kontakt zu anderen Artgenossen herstellen konnte. Um unter solchen Umständen eine Fehlprägung zu vermeiden, muss das Tier mehr Kontakt zu Artgenossen erhalten als zu den Menschen. Man sollte sich nicht übermäßig viel um das Fohlen kümmern, denn eine Fehlprägung kann nur selten behoben werden oder mit viel Arbeit verbunden sein.