Das Ruheverhalten der Pferde, komplex aber logisch
Das Ruheverhalten der Pferde kann im Liegen, aber auch im Stehen stattfinden. Die ausgewachsenen Pferde ruhen überwiegend im Stand. Durch die Anspannung der Muskeln, Bänder und Sehnen können die Gelenke der Hinterhand fest verankert werden. Ein Pferd kann ohne viel Kraft- und Energieaufwand stehen und ruhen. Es knickt nicht in den Gelenken ein. Bei den meisten Pferden kann man beobachten, dass sie nur ein Hinterbein verankern und dieses als Standbein benutzen. Nach einer gewissen Zeit wird das Hinterbein gewechselt, um die Muskulatur, Bänder und Sehnen zu entlasten. Das entlastete Hinterbein steht dabei leicht angewinkelt auf der Spitze des Hufes.
Die Ruhehaltung der Pferde
Bei der Ruhehaltung der Pferde zeigt sich ein gesenkter Kopf und ein hängender Hals, während die Ohren seitwärts stehen oder eher hängen. Der Schweif des Pferdes hängt locker herab und kann auch langsam hin und her schwingen. Während des Ruhens sind die Augen überwiegend geschlossen und häufig hängt die Unterlippe weit unter der Oberlippe.
Wenn ein Pferd die Möglichkeit erhält, stützt es den Kopf auf geeigneten Dingen wie Trögen, Mauern, Zaunpfählen, anderen Tieren usw. Die Beine der Pferde werden leicht gespreizt und parallel zueinander ausgerichtet, um ein seitliches Kippen zu verhindern.
Das Ruheverhalten der Pferde mit Risiken für die Organe
Da beim Liegen die Lunge, das Herz und die anderen inneren Organe zusammengedrückt werden, ruhen die Pferde mehr im Stehen. Dadurch wird weniger Energie verbraucht. Die schnellere Flucht eines stehenden Pferdes im Vergleich zu einem Liegenden ist ein weiterer Grund, warum Pferde vermehrt im Stehen ruhen.
Trotz der Belastung der inneren Organe und einer verzögerten Flucht bei Gefahren legt sich ein Pferd hin, wenn es einen geeigneten Untergrund gefunden hat oder sich in der Herde oder Umgebung sicher fühlt.
Ruheverhalten der Pferde in sternaler Lage
Das Ruheverhalten der Pferde im Liegen, wird in zwei verschiedenen Positionen gezeigt. Die sternale Lage bezeichnet eine Lage, bei der ein Pferd auf seiner Brust und dem Bauch liegt, wobei die Vorderbeine angewinkelt, seitlich neben dem Körper liegen. Die Hinterbeine werden auf der gegenüberliegenden Seite neben dem Bauch angewinkelt. Da die Vorder- und Hinterbeine jeweils auf der entgegengesetzten Seite platziert werden, wird verhindert, dass der Körper in eine Richtung wegkippen kann.
Der Kopf und Hals hängen tief herab und werden oft auf dem Boden abgestützt, wobei die Ohren seitlich hängen und die Augen leicht geschlossen sind. Es ist möglich, dass manche Pferde ihre Hinterbeine seitlich zur Körpermitte oder ihre Vorderbeine nach vorn strecken.
Ruheverhalten der Pferde in lateraler Lage
Die laterale Lage ist eine weitere Form des Ruhens. Diese Art des Ruhens ist eine kurze Ruhephase, die von einer starken Belastung der inneren Organe begleitet wird. Bei der lateralen Lage liegen die Körper der Pferde auf der Seite, ebenso wie der Hals und der Kopf. Die Vorder- und Hinterbeine werden nahezu rechtwinklig vom Körper gestreckt, wobei die Ohren nach unten hängen. Die Augen sind geschlossen und die Unterlippe kippt vor.
Pferde bevorzugen eine Seite, auf der sie liegen. Dies bedeutet nicht, dass ein Pferd nur auf der bevorzugten Seite ruht, durch Aufstehen und wieder Hinlegen sowie durch Wälzen wechselt es gelegentlich auf die andere Seite.
Das Ablegen des Pferdes
Zum Ruheverhalten der Pferde gehört das Absuchen des Bodens nach Steinen, Löchern, Feuchtigkeit, Ausscheidungen usw. Die Pferde bewegen sich mit gesenktem Kopf über den Untergrund und beriechen diesen. Durch das Scharren mit dem Huf und das Drehen um die eigene Achse zeigt ein Pferd seine Bereitschaft zum Liegen.
Pferde beginnen beim Hinlegen und Aufstehen mit den Vorderbeinen, indem sie die Vorderbeine dicht zusammenstellen. Die Vorderbeine knicken sie ein, indem sie sich über die Huf-, Fessel- und Karpalgelenke abrollen, bis sie auf den Sprunggelenken knien. Die Pferde rollen über ihre Schulter ab und lassen ihren hinteren Körper zur Seite kippen. Die Pferde wälzen sich oft auf dem Untergrund, bevor sie eine ruhende Position einnehmen oder sich wieder erheben.
Wenn das Pferd sicher auf dem Boden liegt, stellt es die Beine in eine geeignete Position, um sich bequem zu entspannen. Ein Pferd befindet sich immer erst in der sternalen Lage, aus der es sich jederzeit in die laterale Lage begeben kann.
Das energiereiche Aufstehen
Das Aufstehen erfordert mehr Energie als das Ablegen. Aufgrund von Krankheiten, Geburten oder Erschöpfungszuständen geschwächte Pferde haben oftmals Schwierigkeiten, wieder auf die Beine zu kommen. Pferde können sich nur aus der sternalen Lage aufrichten. Sie legen ihre Vorderbeine vor den Körper, um den vorderen Teil des Körpers zu erheben, bis sie eine sitzende Position eingenommen haben.
Die Pferde drücken ihre Hinterbeine aus dieser Position fest in den Boden, dicht neben und fast unter ihrem Körper. Anschließend drücken sie den hinteren Teil des Körpers mit einem starken Ruck vom Boden ab, sodass ihr Körper nach vorn und aufwärts geschoben wird.
Ablegen und Aufstehen von Fohlen und älteren Pferden
Junge Fohlen oder ältere Pferde zeigen häufig Schwierigkeiten beim Aufstehen, da es Kraft und Energie kostet und ein gutes Gleichgewicht erfordert. Dies führt dazu, dass sich ältere Pferde im Gegensatz zu jungen Pferden nur noch selten ablegen. Die Belastung der inneren Organe beim Liegen und die Kraft und Energie beim Aufstehen können sie so stark beeinträchtigen, dass sie nicht mehr allein auf die Beine kommen.
Fohlen liegen in den ersten Lebenswochen viel. Ihre Probleme beim Aufstehen resultieren aus einem noch nicht gut ausgeprägten Gleichgewichtsgefühl und einer noch mangelhaften Muskulatur. Die Fohlen lernen mit der Zeit, ihr Gleichgewicht zu halten und bauen durch die natürliche Bewegung ihre Muskulatur auf, wodurch sie nach kurzer Zeit das Aufstehen beherrschen.
In den ersten Tagen ist zu beobachten, dass die Fohlen sich nicht über die Vorderbeine ablegen, sondern mit allen vier Beinen gleichzeitig einknicken und sich auf den Boden fallen lassen. Auch dieses Problem ist mit der geringen Muskelkraft zu erklären. Bis ein Fohlen gelernt hat, sich auf eine geeignete Weise abzulegen und wieder aufzustehen, kann beobachtet werden, dass es sich erst auf sein Hinterteil setzt, bevor es die Vorderbeine einknickt oder erst mit den Hinterbeinen aufsteht, ehe es die Vorderbeine aufgestellt hat.
Individuelle Techniken, Ruheverhalten der Pferde mit Verhaltensmustern
Das Ruheverhalten der Pferde folgt keinem festen Schema. Da das Aufstehen vielen Pferden Probleme bereitet, können die verschiedenen Individuen ein bestimmtes Verhaltensmuster erlernt haben. Die entwickelten Techniken ermöglichen es den einzelnen Pferden, sich das Aufstehen zu erleichtern. Es ist erkennbar, dass manche Pferde in der sitzenden Position mit dem Wippen beginnen, bevor sie sich mit der Hinterhand vom Boden abdrücken.
Durch das Wippen bringen die Pferde Schwung in ihre Bewegung und schaukeln sich in die richtige Richtung. Dieses ist vergleichbar mit einem Auto, welches geschoben werden muss. Es ist einfacher, ein Auto vorwärtszubewegen, wenn man es zunächst einige Male schaukeln lässt und es dann nach vorn schiebt.
Es kommt vor, dass einzelne Individuen einen Moment in der sitzenden Position bleiben und erst nach kurzer Zeit ihr Hinterteil erheben. Durch das Sitzenbleiben kann das Pferd seine Muskulatur entspannen und neue Kraft sammeln, um sich mit gesammelten Kräften vom Boden abzudrücken.