Bewegungsmuster Weben beim Pferd
Ein häufig beobachtetes Bewegungsmuster in der Boxenhaltung ist das Weben beim Pferd. Dabei spreizen die Pferde ihre Vorderbeine, wodurch sie leicht neben dem Körper stehen. Gleichzeitig bewegen sie ihren Hals und Kopf rhythmisch nach links und rechts, wodurch eine pendelnde Bewegung entsteht. Die Haltung des Kopfes kann vorwärts, abwärts oder auch in eine Haltung übergehen, bei der der Nasenrücken eine senkrechte Position einnimmt und dem sogenannten „am Zügel gehen“ ähnelt.
Bevor sie zurück pendeln, heben sie den Kopf weit, den Nasenrücken in eine waagerechte Position oder verdrehen ihren Kopf. Einige Pferde machen ein intensives Weben, indem sie den vorderen Bereich des Körpers mitschwingen oder die Vorderbeine leicht abgehoben und angewinkelt werden, wodurch der Eindruck erweckt wird, dass ein Pferd auf der Stelle tritt.
In extremen Fällen bewegen sich die Hinterbeine des Pferdes entgegengesetzt zu den Vorderbeinen, weshalb eine Schrittbewegung entsteht, ohne dass das Pferd vortritt. Die Beine werden beim normalen Gang angehoben oder weit unter den Körper gezogen, wie es bei einer Piaffe erwünscht ist.
Die webende Bewegung kann verschiedene Merkmale aufweisen, wobei die pendelnde Bewegung ein typisches Merkmal für die unnatürliche Bewegung ist.
Sollte sich das Weben beim Pferd nicht abstellen lassen und zeigt sich diese Störung auf längere Zeit, können Schäden im Bereich der Vorderbeine wie fehlerhafte Abnutzung des Gelenkknorpels oder der Hufe auftreten.
Es wird häufiger bei Vollblutpferden beobachtet, wobei man davon ausgeht, dass Vollblüter von Natur aus schnell zu Nervosität neigen und daher eher mit dem Weben beginnen als Warm- oder Kaltblüter. Es kann auch daran liegen, dass Vollblüter beliebte Sportpferde darstellen und aufgrund dessen häufiger in der Boxenhaltung stehen. Die Frage, ob eine Veranlagung zum Weben genetisch bedingt ist, konnte bis heute nicht geklärt werden.
Die Vermutung ist, dass oft schon ein Initialtrauma ausreicht, um eine Störung wie das Weben auszulösen. Ein Initialtrauma ist eine psychische Störung, die durch eine plötzliche Veränderung der Umgebung, einen belastenden Transport, das Absetzen von der Mutterstute, eine Überlastung während oder bei Beginn der Ausbildung oder ähnliche Situationen hervorgerufen wird. Diese Situation kann dazu führen, dass die Anpassungsfähigkeit der Pferde überfordert wird, was als Auslöser für eine Störung bezeichnet wird.
Aufgrund des unnatürlichen Bewegungsmusters in der Boxen- oder Ständerhaltung kann man davon ausgehen, dass dieses durch Bewegungsmangel sowie durch Reize hervorgerufen wird, die die Pferde nicht erkunden oder diesen ausweichen können, wodurch eine erhöhte Erregung ausgelöst wird. Die Pferde versuchen daraufhin, die angestaute Energie mithilfe von Bewegung, also dem Weben, abzubauen.
Die Tatsache, dass das Weben beim Pferd vermehrt beginnt, wenn unbekannte oder vermehrte Bewegung im Stall stattfindet, spricht für eine verstärkte Erregung.
Beispielsweise konnte häufig beobachtet werden, dass das Weben beim Pferd vermehrt begann, sobald Personen, Hunde, Hühner, Ziegen usw. den Stall betraten, und erst zur Ruhe kam, nachdem diese den Stall verlassen hatten.
Die Stute zeigte auf der Weide ein starkes Erkundungsverhalten, was darauf hindeutet, dass sie in ihrer Box ihre Umgebung nicht ausreichend erkunden konnte und sich daher bedroht fühlte, da sie einem nicht zuordnenden Reiz nicht ausweichen oder mithilfe der Erkundung als harmlos einordnen konnte.
Es ist häufig zu beobachten, dass Maßnahmen ergriffen werden, die das Weben der Pferde verstärken.
Man kann das Weben nicht mit Bestrafung in Form von Schlägen, Anschreien oder Bewerfen mit Gegenständen verhindern. Die Bestrafung kann zu einer Verschlimmerung der Störung beitragen, da sie einen erhöhten Erregungszustand auslöst.
In den Boxen, wo das Weben beim Pferd beobachtet wird, werden manchmal Sandsäcke, Autoreifen, Eimer oder Ähnliches parallel zueinander von der Decke gehängt, um das Pferd daran zu hindern. Die Maßnahme kann als sinnlos bezeichnet werden, da das Pferd einen anderen Ort zum Weben aufsucht oder vermehrt mit dem Weben beginnt, da es sich von den Objekten bedrängt fühlt, da die Bewegungsmöglichkeit in der Box vermindert wird, worauf der Erregungszustand steigt.
Eine Möglichkeit, um zu vermeiden, dass ein Pferd mit dem Weben beginnt oder dieses fortsetzt, muss den Pferden ermöglicht werden, ihre natürlichen Bedürfnisse zu befriedigen. Das Ziel ist es, die Erregung der Pferde zu verringern, indem man überflüssige und vermehrte Reize reduziert. Wenn Pferde auf verschiedene Reize reagieren können, indem sie der Reizquelle ausweichen oder diese erkunden können, kann dies zu einer Vermeidung oder Verminderung von Verhaltensstörungen, wie zum Beispiel dem Weben, führen.
Es ist möglich, ein Pferd mit anderen Pferden zusammenzuführen oder auf eine Weide oder Auslauf zu stellen, wobei das Pferd natürliche Erkundungs- oder Spielverhalten ausführen muss. Etwa das Spielen mit einem Ball, das Vorlegen einer Plastiktüte oder das Betreten einer Wippe, wodurch das Pferd natürliches Verhalten ausführt, indem es unterschiedliche Objekte erforscht und zu einem späteren Zeitpunkt damit spielt.
Es sollte darauf geachtet werden, dass das Pferd die Objekte selbst ansteuert und nicht die Person gewaltsam versucht, das Pferd an die Objekte heranzuführen. Die spielerische Arbeit ermöglicht es den Pferden, ihr Erkundungs- und Spielverhalten auszuleben und zusätzlich die Angst vor unterschiedlichen, alltäglichen Objekten abzubauen.